Ein Gastbeitrag von Fabian Broich
Die Volksmasse als Bezugspunkt – oder auch für „die Gesellschaft“.
Kern der sozialistischen und der nationalsozialistischen Ideologie ist die Schaffung einer „Volksmasse“ – für die im Namen der Solidarität oder der Nationalität die Freiheit, Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein aufgegeben werden sollen.
Wer vorrangig an sich und seine Familie, Freunde und Nahestehenden denkt und von seiner Leistung profitieren will und auch noch auf Grundlage seiner eigenen Werte leben will, der ist ein „böser Kapitalist“ oder ein „Volksverräter“.
Besonders perfide an dieser Situation ist, dass sich die rechten und die linken Sozialisten dabei permanent im Kulturkampf wähnen – dabei verbindet sie doch im Kern mehr abzulehnender Kollektivismus, als durch „Demos gegen rechts“ oder „Private Treffen in Berlin“ zutage tritt.
„Gemeinschaft und Solidarität“ und „Volk und Nation“ sind zwei unterschiedliche Nenner, verfolgen aber denselben kollektivistischen Zug und sind damit im Kern die Feinde des Liberalismus und der Freiheit.
Moralische Kredibilität vor Leistungswille und persönlichen Werten.
Gendern, vegane Ernährung und queere Sexualitäten sind mit Sicherheit keine Bemessungsgrundlagen und enormen Probleme unserer Zeit – ist das so?
Die Liberalen stehen seit jeher dafür, dass jeder so leben darf wie er will und die Gesellschaft jeden Lebensentwurf zu akzeptieren hat. Problematisch wird es aber dann, wenn autoritäre Züge ins Spiel kommen – also den Menschen etwas vorgeschrieben werden soll.
Gerade das ist im Kern aber ein Zug, der sich zunehmend in unsere Gesellschaft integriert. Im Sinne der „Solidarität“ soll hier den Menschen am liebsten ein detailliertes Handbuch zur Lebensführung mit an die Hand gegeben werden.
Auf Grundlage der Bereitschaft zu dieser scheinbaren „Solidarität“ wird in gewissen Kreisen die „Moralische Kredibilität“ bemessen – das wäre ja eigentlich kein Problem, da man jederzeit den „Kreis“ wechseln kann – wäre da nicht diese Sache mit der Autorität.
Schuldunfähigkeit in grün und blau
Für viele AfDler und Grüne ist die jeweils andere Partei vermutlich der größte Albtraum.
Dabei haben beide Parteien unheimlich viel gemeinsam. Beide Ideologien suchen die Schuld am eigenen Unglück und die Verantwortung für das eigene Glück im Externen und stigmatisieren ihre jeweils verhassten Gruppen zur Ursache des eigenen Unwohlseins.
Migranten oder Leistungsträger sind im Kosmos eines grünen oder blauen Anhängers immer die Schuldigen. In der Psychologie spricht man hierbei auch von der Externalisierung.
Externalisierung bezeichnet das Verhalten, bei dem Individuen die Verantwortung für eigene Probleme und Fehler konsequent anderen zuschreiben, statt sich selbst zu reflektieren und eigene Anteile anzuerkennen, was oft auf geringe emotionale Intelligenz oder niedriges Selbstwertgefühl zurückzuführen ist und langfristig Beziehungen und berufliche Entwicklung beeinträchtigen kann.
Dabei ist gerade das in der Politik als auch im persönlichen Wachstum enorm wichtig – nur wer sich selbst akzeptiert, mit allen Unzulänglichkeiten und gleichzeitig persönliches Wachstum anstrebt, wird jemals Erfüllung und Freiheit im Leben finden.
Der Kampf ums eigene Selbstbewusstsein als politische Ideologie
Daraus ergibt sich ein Ringen um das Bewahren des eigenen Selbstbewusstseins als politische Ideologie – mit vernichtenden Folgen.
Dieser kulturelle Kampf mündet in der Forderung nach Einheitlichkeit und Konformität im Namen eines vermeintlich höheren Ziels. Dabei wird das politische Engagement nicht nur als Ausdruck politischer Überzeugungen verstanden, sondern auch als ein Ringen um die Bewahrung des Selbstbewusstseins aller jener, die ihr Glück in höheren Ebenen suchen, statt bei sich selbst.
Dies resultiert in einer Gesellschaft, die zunehmend versucht, Individuen in vorgefertigte ideologische Schablonen zu pressen und in der kein Platz für die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen mehr bietet und Leistungsträger und fremde Kulturen und Verhalten als „undeutsch“, „unsolidarisch“, „patriarchal“, „unzivilisiert“ etc. zum Problem stigmatisiert.
Das Problem mit dem Staat
Wer aufmerksam das geopolitische Geschehen der letzten Monate verfolgt hat, dem ist der Name Javier Milei ein Begriff (alias der „Durchgedrehte mit der Kettensäge“).
Der argentinische Präsident hat die Wahlen in Argentinien mit „staatsfeindlichen Aussagen“ gewonnen (Wortlaut der eher linksorientierten Presse) und steht im Kern für klassisch-liberale Minimalstaatlichkeit und damit für eine Minderung des staatlichen Einflusses.
Die Forderung nach Minimalstaatlichkeit, also einem Staat, der sich auf die grundlegendsten Funktionen wie die Gewährleistung von Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und eventuell einigen wenigen öffentlichen Gütern beschränkt, basiert auf der Prämisse, dass durch die Reduktion staatlicher Eingriffe in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Einfluss ideologischer Gruppen minimiert werden kann.
Aber warum ist das absolut notwendig – auch in Deutschland?
Weil der Staat als Institution von den regierenden Parteien geprägt wird und damit ein Machtapparat ist, der auch immer den politisch Machthabenden zu ihrem Zweck zur Verfügung steht und somit unmittelbar von deren Einstellungen und Ideologie abhängt.
Pflichten einer liberalen Partei
Eine liberale Partei muss sich vehement gegen jegliche Formen der Ideologisierung und der Überregulierung stellen, die darauf abzielen, den Bürgern vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Sie sollte die Vielfalt der Lebensentwürfe und die Freiheit der Meinungsäußerung als Kernwerte einer offenen Gesellschaft schützen und fördern.
In einer Zeit, in der kollektivistische Ideen an Popularität gewinnen, ist es die Pflicht einer liberalen Partei, eine klare und überzeugende Alternative anzubieten, die auf den Prinzipien der Freiheit und der Eigenverantwortung basieren und damit für eine minimale bis nicht existente staatliche Einmischung eintritt. Nur so kann der Einfluss ideologischer Gruppen minimiert und eine Gesellschaft gefördert werden, in der die Freiheit und die Rechte des Einzelnen im Mittelpunkt stehen.
Während die Schweizer FDP oder die Liberale Allianz in Dänemark konsequent „abliefern“ – bleibt das Setzen dieser Akzente durch die FDP in der deutschen Ampel-Koalition aus.